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Raumgestaltung in Kitas

Lernen von der Natur und den Kindern

Die Sozialpädagogin und Organisationsentwicklerin Jutta Philipson-Eichert (kibiko.org) spricht in diesem ausführlichen Interview mit Community Playthings über die gestiegene Bedeutung von Kindertagesstätten und über Chancen und Risiken bei der Ausstattung:

Was bedeuten die gestiegenen Betreuungszeiten für die Anforderungen an die Kitas?

Menschen sind auf natürliche Umgebungen hin ausgelegt. Was bedeutet die Farbgebung und Formgestaltung der Natur für die Raumgestaltung?

Wie können die individuellen und sich verändernden Bedürfnisse von Kindern (und Fachkräften) bei gleichbleibenden baulichen Voraussetzungen zur Geltung kommen?

Welche Möglichkeiten zur Mitbestimmung von Kindern ergeben sich mit flexiblen Möbelsystemen?

und vieles mehr...

Lassen Sie sich von vielen fachkundigen Gedanken zur Raumgestaltung in Kindertageseinrichtungen inspirieren!

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Mein Name ist Jutta Phillipson-Eichert. Ich bin Sozialpädagogin und Organisationsentwicklerin und arbeite mittlerweile seit 15 Jahren in der Kindertagesbetreuung und als Beraterin bei der Entwicklung von Kindertagesstätten. Wir haben heute Kitas als Lebensorte, wo Kinder einen Großteil ihrer täglichen Wachzeit mit Pädagoginnen verbringen und in diesem Zusammenhang in der Kita auch sämtliche Bedürfnisse, die das Leben ausmacht, wiederfinden sollten. Das heißt, es braucht Bereiche, die anregend sind, es braucht Bereiche, wo ich mich zurückziehen kann. Es braucht Bereiche für Begegnungen mit anderen Menschen, braucht Bereiche fürs alleine sein – was in vielen Kitas wirklich schwierig ist.

Ich halte es für relativ entscheidend für die Entwicklungsumgebung von Kindern in der Kindertagesbetreuung, darauf zu achten, dass diese entgegen dem allgemeinen öffentlichen Trend doch relativ reizberuhigt ist. Wir sollten versuchen. Räume zu schaffen für Kinder, die sowohl in der Farbabstimmung als auch in der Materialabstimmung möglichst einfach gehalten ist und trotzdem eine gewisse Haptik ermöglicht. Wenn ich wechsele zwischen Holz, Kork, Bambus usw. also verschiedene Oberflächenstrukturen im Möbel selber anbiete, mache ich immer dann, wenn ich mich bewege und diese Möbel berühren, mache ich eine andere haptische Erfahrung, die letztendlich auch in der Konstruktion des Raumes in meinem Inneren bestehen bleibt. Kinder werden sich nach Haptik auch ein Stück weit gemütlich und geborgen fühlen. Die Roomscapes Möbel geben dazu Möglichkeiten und sind eben auch gut mit weiteren ergänzenden Materialien kombinierbar. Also ich finde so ein Klassiker sind für Kinder an der Stelle immer Decken, Tücher, Kissen, aber die kann ich in dem Zusammenhang halt gut integrieren und das Ganze gibt dann, wenn ich noch ein bisschen auf die Farbabstimmung geachtet habe, gibt es dann auch sowas wie ein überzeugendes Ganzes. Es gibt – je nach Farbempfinden natürlich ein bisschen unterschiedlich – aber es gibt eben Farben, die wir als Menschen miteinander als harmonisch bezeichnen, dass, wenn ich das berücksichtige ich sicherlich immer gut beraten bin mich anzulehnen an Farbgebung auß der Natur, weil wir ja mittlerweile wissen, dass die Nuancierung in der Farbgebung der Natur für uns Natürlichkeit signalisiert und in dem Zusammenhang auch etwas Schlichtes und Einfaches hat, auch wenn es bunt ist, während alles das, was ich an Farbgebung eher aus dem künstlichen Zusammenhang herstelle, oft den Eindruck von „zu farbig“ oder „zu viel“ kreiert, also von daher ist die Farbgebung bei Roomscapes, die ja sehr orientiert ist an natürlichen Materialien oder sogar aus natürlichen Materialien besteht, immer etwas, was eher für einen ruhigen, harmonischen Zusammenhang steht als für einen, der eher reizüberflutet und anstrengend ist.

Grundsätzlich ist es ja so, dass wir uns fragen können bei der Gestaltung von Räumen, ob wir eher auf horizontale und vertikale Konzepte setzen, das ist das, was wir an vielen Stellen auch in unseren Städten vorfinden, das heißt unsere Sichtführung bewegt sich oft quasi in so einem symmetrischen Raster und das machen wir auch oft in Räumen und ich habe in der Natur selber wenig Formgebung oder Formführung, die an Vertikalen und Horizontalen festgemacht ist. Und der Effekt, den Natur erzielt, wenn ich da drin bin, wenn ich drauf gucke, ist ja ein entspannender, das heißt, ich kann mir die Frage stellen was kann ich aus der Natur übertragen in Innenräume, um ähnlichen Effekt herzustellen? Und dann bin ich natürlich gut beraten, wenn ich Kontraste im Sinne von schroffen Linienführungen vermeide und stattdessen eher auf eine Linienführung setze, die unterschiedliche Höhen miteinander verbindet und so Übergänge schafft zwischen den einzelnen Bestandteilen, die in einem Raum gesetzt sind. Und was wir traditionell im Kindergärten hatten ist oft, dass eine große Gruppe von Kindern innerhalb eines Raumes das Gleiche machen muss, weil der Raum nur das hergibt, parallel, und die Kinder, die keine Lust haben, das Gleiche zu machen, in der Zwischenzeit stören, weil sie ja eigentlich gar nicht zum Beispiel auch malen wollen, sondern sie wollten ja gerne Bären spielen. Und was Roomscapes Möbel halt ermöglichen, ist, bei gesetzten baulichen Strukturen Zusammenhänge herzustellen, die diesen unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder eher gerecht werden. Weil zum einen sind die Bedürfnisse nicht bei allen Kindern gleich. Sie sind auch nicht bei allen Pädagoginnen gleich. Und sie verändern sich ja auch ständig, das heißt je nachdem, womit ein Kind oder eine kleinere Gruppe von Kindern beschäftigt ist, brauche ich andere Spielumgebungen und muss sie auch entsprechend gestalten können. Ich glaube, dass die variable Nutzung von Räumen eine Angelegenheit ist, die wir eigentlich nicht nur als Pädagogen besprechen sollten, sondern ich würde gerne noch ein bisschen weitergehen und sagen das ist etwas, was wir mit den Kindern besprechen sollten, weil das eine ist, was wir als Pädagogen für Ideen haben, was bestimmte Spiele gerade für Bedürfnisse befriedigen – die Kinder haben möglicherweise völlig andere Ideen dazu, warum sie das gerade machen oder was daran gerade wichtig ist. Wenn Kinder Roomscapes benutzen können, um in Abstimmung mit Erwachsenen da Spielbereiche zu gestalten, die jetzt zu dem Zeitpunkt ihrem Interesse entsprechen, dann eignen sie sich diesen Raumzusammenhang sozusagen nochmal extra an, weil sie von Anfang an an der Ausgestaltung dieses Raumes beteiligt sind. Wir könnten uns zum Beispiel vorstellen, sowas zu machen, wie Raumwerkstätten: Kinder besprechen lassen im Rahmen eines Gruppenkreises, guck mal, was haben wir jetzt hier im Raum, stehen die Sachen eigentlich so, wie er die gerade braucht, die Frage zu stellen: was spielt ihr gerade? Vielleicht mit Kindern dazu ein Abstimmungsverfahren zu machen und dann die Variabilität von Roomscapes zu nutzen um das, was die Kinder in diesem Abstimmungsprozess erarbeiten, tatsächlich auch direkt in Praxis umzusetzen und auch ausprobieren zu können, ob die gestaltete Praxis so funktioniert oder nicht. Was Sie beobachten werden im Alltag ist das auch Kindern Gespür dafür haben, ob Wege in einem Raum gut angelegt sind oder nicht oder ob man ständig über irgendwas stolpert oder irgendwo gegen rennt und sie werden ihre Gestaltungs ziemlich sicher in dem Zusammenhang dann auch noch mal verändern, wenn sie das bemerken und Roomscapes macht halt genau dafür Möglichkeiten auf, das auch auszuprobieren und dafür ein Gefühl zu entwickeln, also wie Raum und Möbel zusammen positioniert sein müssen, damit es für sie und ihr Spiel gut funktioniert.

Ich glaube, dass eine variable Ausstattung, zum Beispiel mit Roomscapes, immer vorteilhaft ist, einfach in dem Zusammenhang, dass sich unabhängig von Konzepten oder abhängig davon gestalten kann. Das ist ja nicht nur eine Frage von dem Raum selber, sondern es ist auch eine Frage von der Gesamtkonzeption in der Einrichtung. Also habe ich eher Schwerpunkträume oder habe ich eher Räume, die von Gruppen genutzt werden, aber in allen Räumen läuft das Gleiche? Mit einer variablen Nutzung kann ich sowohl offene als auch geschlossene als auch teiloffene Konzepte fahren. Ich kann fachspezifische Konzepte umsetzen, wie zum Beispiel einen Montessori-Ansatz, wenn ich bewegliches Mobiliar habe in dem Zusammenhang und bin gar nicht festgelegt mich irgendwie konzeptionell bei der Ausstattung zu binden und das ist grundsätzlich eine gute Idee.

Grundsätzlich ist dieses Konzept des Point of Play eines, wo ich darüber schon Impulse setze, was ich an Materialien in diesem Zusammenhang zur Verfügung stelle und Kinder anrege, sich mit diesen Materialien auseinanderzusetzen. Weil Kinder an vielen Stellen so operieren, dass das, was sie sehen, sie anregt, darüber nachzudenken: „Was kann ich damit jetzt tun?“ Während wenn ich etwas nicht sehe, komme ich möglicherweise auch nicht auf die Idee, dass ich es nutzen kann. Wenn Kind losgehen muss und sich für bestimmte Spiel vorhaben, die es hat, Materialien von woanders besorgen muss, muss es die Spielsituation verlassen, was mitunter dazu führt, dass die Spielsituation, wenn das Kind dann wiederkommt, sich schon so verändert hat, dass das Kind gar nicht mehr drin ist, weshalb Kinder das auch immer wieder vermeiden werden. Das heißt, wenn ich Material nicht vor Ort zur Verfügung habe, schränke ich auch ein Stück Spielmöglichkeiten ein. Und ich kann das Ganze natürlich auch noch umdrehen und das auf die Pädagogen beziehen und mich in dem Moment fragen: „Wie oft muss eine Pädagogin ihren Raum, ihren Arbeitsplatz verlassen, um für Kinder Material heranzuschaffen? Und dadurch jedes Mal überlegen: „Wie ist es in dem Moment mit der Aufsichtspflicht im Raum?“ Ich finde, es ist definitiv ein Vorteil, wenn ich Räume mit Roomscapes so gestalten kann, dass ich Spielsituationen nach den Bedürfnissen der Kinder schaffen kann und die ändern sich ja im Laufe der Zeit. Und wenn ich dann noch dafür sorgen kann, dass das, was gerade interessant ist, bei den Kindern an Material vor Ort aufbewahrt werden kann und die Pädagogin nicht jedes Mal für diese Spielzusammenhänge den Raum verlassen muss, dann ist das eine gute Idee.

Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass wir in der Kindertagesbetreuung mehr flexibel gestaltbare Möblierung wie Roomscapes zum Beispiel einsetzen, um sicherzustellen, dass wir Kinder auch strukturell an der Gestaltung ihrer Spielumgebungen tatsächlich beteiligen können. Dadurch, dass für sie fragen und sie das dann auch mit umsetzen lassen.

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