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Von Weihnachten, Wertschätzung und Warmherzigkeit

Alice Sharp | November 2020

Kindern mit Wertschätzung begegnen

„Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.“ – Afrikanisches Sprichwort

Ich komme aus einer kleinen Familie, zu der meine Mutter, mein Vater (der leider bereits verstorben ist) und mein Bruder zählen. Ich habe zwei Kinder und einen Ehemann, der selbst keine Familie hat. Obwohl ich als Kind in einer kleinen Viererkonstellation aufgewachsen bin, hat meine Gemeinde für mich immer eine große Rolle gespielt. Wir wohnten in Argyll, einem kleinen Küstenstädtchen im Westen Schottlands. Dort kannten wir uns alle, wir unterstützten uns gegenseitig und feierten auch zusammen – und das vor allem zur Weihnachtszeit. Weihnachten hatte damals noch nichts mit dem Stress und Kommerz zu tun, der heute so im Vordergrund steht. Weihnachten fand nicht am Bildschirm statt, sondern in Familien.

Sobald die ersten Blätter von den Bäumen fielen, läuteten Kindergarten, Grundschule, Gemeindegruppen und drei Kirchen gemeinsam die Feierlichkeiten ein. Für mich war das immer das Zeichen, dass Weihnachten vor der Tür stand. Es drehte sich alles um Aufregung und freudige Erwartung ... nicht um Werbung, laute Musik und den großen roten Lastwagen, der einen Softdrink bewirbt.

Ein Mädchen und ein Junge backen Weihnachtsplätzchen

Den ganzen Advent über kamen wir als Familie mit anderen zusammen – zum Basteln, Lachen, Singen und Plaudern. Manchmal im kleinen, manchmal im großen Rahmen. Die Atmosphäre war voll Freude und Hoffnung und wir konnten ganz wir selbst sein. Wir wollten uns verbunden fühlen, etwas geben, Zeit miteinander verbringen und füreinander da sein.

„Bewahrt die heranwachsende Jugend vor leerer Nichtigkeit.“ – Friedrich Fröbel

Geben

Geben macht uns glücklich, ist gut für unsere Gesundheit, hilft uns, Verbundenheit aufzubauen, ruft Dankbarkeit hervor – und es ist ansteckend.

Geben können wir auf so viele Arten. Wir können jemandem ein Geschenk kaufen, für wohltätige Zwecke spenden, uns ehrenamtlich für Menschen engagieren, die bedürftiger sind als wir selbst.

Man sagt, dass dabei das Hormon Oxytocin freigesetzt wird, was uns ein Gefühl der Wärme, Euphorie und Verbundenheit mit unseren Mitmenschen verleiht.

In unserer Familie haben wir eine Tradition: Beschenke eine Person, die niemals ein Geschenk von dir erwarten würde. (Es muss nicht zwingend ein gekauftes Geschenk sein. Etwas Gebasteltes oder Gefundenes ist sogar noch besser.) Die Idee dahinter ist die Freude am Geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Das spielte sich stets still und heimlich ab. Die beschenkte Person wusste meist nicht einmal, von wem ihr Geschenk stammte. An dieser Tradition halte ich bis heute fest und habe sie auch an meine Kinder weitergegeben.

Nichts liebe ich mehr, als wenn meine Kinder mir Fotos von uns allen vier aus dem vergangenen Jahr schenken. Das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich je von ihnen erhalten habe, war jedoch ein kleines Glasgefäß gefüllt mit Haftnotizen. Auf jedem Zettel stand eine handschriftliche Erinnerung daran, wie wir in diesem Jahr unsere Liebe miteinander geteilt hatten. Ich habe dieses Glas immer noch auf meinem Nachttisch stehen und breite dann und wann die Erinnerungen auf meinem Bett aus. Ich lächle und weine und bin erstaunt darüber, wie sehr ich meine beiden Kinder liebe.

Glas mit Post-it-Notizen

Liebe

„Es gibt in der Welt mehr Hunger nach Liebe und Wertschätzung als nach Brot.“ – Mutter Teresa

Was ist eigentlich Liebe? Die Zuneigung, die wir für eine Person empfinden? Zärtlichkeit und Mitgefühl? Bindung?

Liebe und Mitgefühl tun uns so gut. Sie helfen uns, das „Ich“ zu überwinden, um uns dem „Wir“ zu öffnen.

Denken Sie einmal an drei Dinge, die Sie gerne tun. Ich zum Beispiel liebe Spaziergänge, vor allem in meiner Heimat, umgeben von Bergen, Schluchten und Seen. Am liebsten mache ich diese Spaziergänge in Gesellschaft.

Vor einigen Jahren bin ich mit Community Playthings nach Deutschland gereist, um Friedrich Fröbels ersten Kindergarten zu besuchen. Das war die beste berufliche Erfahrung meiner 30-jährigen Karriere als Pädagogin. Eine unserer gemeinsamen Aktivitäten war eine Wanderung auf einen Aussichtspunkt. Wir kamen an die Stelle, an der Fröbel die Natur überblickt und sich vielleicht gedacht hatte: „So soll ein Garten für Kinder aussehen – ein Kindergarten.“ Dies erleben zu dürfen habe ich als Ehre und Privileg empfunden. Am besten daran gefallen hat mir jedoch der lange Weg dorthin. Unsere Gruppe bestand aus 20 Personen. Während des Aufstiegs kam ich immer wieder mit anderen Teilnehmern ins Gespräch. Wir unterhielten uns über unsere Ideale, unsere Werte und Prinzipien, die Wertschätzung für unsere Kinder.

Eine zweite Sache, die ich sehr gerne mache, ist Whisky trinken. Besonders mag ich es, wenn ich ein Gläschen mit jemandem teilen kann. Und ich bin eine leidenschaftliche Sängerin! Ich singe nicht besonders gut, und bin lieber Teil eines Chors. Ich singe auch unglaublich gerne mit Kindern.

Liebe ist ein menschliches Grundbedürfnis. Liebe und Zugehörigkeit finden sich in der Maslowschen Bedürfnispyramide. Sobald unsere Bedürfnisse nach Wasser, Essen, Sicherheit und Schutz gestillt sind, benötigen wir Verbundenheit und Liebe, um uns weiterentwickeln zu können. Wie können wir Kindern zeigen, dass wir sie lieben, für sie da sind und gerne Zeit mit ihnen verbringen?

Kind und Mutter mit roter Kerze

Der Mittwinter ist seit jeher, überall auf der Welt, eine Zeit zum Feiern. Im dunkelsten Winter feierten die Menschen Licht und Geburt. Andere freuten sich darüber, dass der härteste Teil des Winters nun hinter ihnen lag. Überall auf der Welt wenden sich Menschen ihrem Glauben zu und richten ihre Hoffnungen, Wünsche und Erwartungen auf das neue Jahr. Was wird uns die Zukunft bringen? Wir können es nicht mit Gewissheit sagen. Alles liegt noch im Dunkeln. Ich habe beschlossen, zu feiern und im Hier und Jetzt zu leben. Ich habe eine Familie, die mich liebt, ich habe den besten Kollegenkreis – damit meine ich euch, ihr fabelhaften Frühpädagogen – und ich versuche, auch meine Freunde rund um die Welt nicht aus den Augen zu verlieren. Was kann ich besser machen? Wie kann ich geben, teilen und lieben, um die Welt für mich und für andere ein Stück weit besser zu machen? Ich jedenfalls glaube fest daran, dass wir diese dunklen Zeiten bald hinter uns lassen können.

Durch Kerzen beleuchteter Baum mit Kindergesicht

Glaube

Glaube ist für mich die Erwartung, dass alles besser wird und sich die Dinge zum Guten wenden. Wenn wir uns zusammenschließen, zusammenarbeiten, uns engagieren, uns gegenseitig lieben und unsere Handlungen, Gesten und Worte mit Bedacht wählen, bleibt uns noch Hoffnung. Davon bin ich fest überzeugt, dieses Jahr mehr als jemals zuvor. In diesen Zeiten des Wandels, in denen wir in einer vollkommen neue Welt zurechtkommen müssen, sollten wir darauf achten, mit Toleranz, Respekt und Solidarität in die Zukunft zu blicken. Vor allem aber mit Liebe und Warmherzigkeit.

„In einer Welt, in der du alles sein kannst, sei warmherzig.“ – Caroline Flack
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soziale und emotionale Bildung
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